Der
Boden hat sich in den letzten 50 Jahren dramatisch verändert. Nützliche
Kleinstschnecken sterben aus, die Nacktschnecke erobert das Terrain. Was ist passiert?
Was sind die Folgen?
Noch
vor wenigen Jahrzehnten lebten auf einem Quadratmeter bis zu10'000 Schnecken,
die meisten davon winzig klein und mit einem Häuschen. Diese nur ein paar
Millimeter grossen Tiere verwerteten totes Material im Boden und schufen Humus.
Sie waren so etwas wie Mini-Düngerfabriken.
Doch
als die Menschen in den 50er Jahren in grossem Stil mit Düngen loslegten,
kamen diese Tierchen in Not. In Landwirtschaftsgebieten starben die Schneckchen
praktisch aus. Einzelne Populationen überlebten in Gärten, Wäldern
und auf wenig oder nicht gedüngten Grenzertragsflächen.
Siegeszug
der Nacktschnecken In
die frei gewordenen Lebensräume zogen jene Schnecken ein, an die wir in erster
Linie beim Stichwort "Schnecken" denken: die Nacktschnecken wie z.B.
die aus dem Baskenland stammende spanische Wegschnecke. Die zugewanderten Arten
sind robuster und intelligenter. Sie profitieren zudem von der Klimaveränderung:
Die Temperatur im Boden ist um drei Grad und damit stärker als die in der
Luft gestiegen.
Auf einem Quadratmeter leben heute bis zu 1'000 Nacktschnecken.
Rein gewichtsmässig hat es heute demnach zehn Mal soviel Schnecken, aber
es sind massiv weniger Individuen und Arten. Ungleichgewichtsspirale Da
organisches Material in den bewirtschafteten Böden rar ist und die Kleinlebewesen,
die dieses Material in Pflanzennahrung umarbeiten, zunehmend fehlen, muss mehr
Dünger und Chemie ausgebracht werden, um überhaupt einen Ertrag zu erwirtschaften.
Dazu kommen Schädlings-, u.a. Schneckenbekämpfungsmittel. So verändert
sich der Boden vom lebenden und sich selbst nachhaltig erneuernden Organismus
zum sterilen Substrat, wie wir es von Hors-Sol-Anlagen kennen. Er wird anfälliger
gegen Verdichtung, Vernässung und Austrocknung. Handlungsbedarf Keine
Illusionen: Innerhalb unseres Zeithorizontes müssen die Bodenveränderungen
als irreversibel akzeptiert werden. Immerhin kann noch versucht werden, den übriggebliebenen
Kleinschneckenarten das Überleben zu ermöglichen, indem Lebensräume
erhalten bleiben, wo sie sich wohl fühlen. Das sind naturbelassene Wälder,
vorzugsweise mit unberührten Felsen, Weiden, Auen und Naturgärten. Vielleicht
können sie dereinst von dort aus den Boden wieder besiedeln.
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